Fluggesellschaften geraten durch Coronakrise ins Trudeln

Dienstag, 17. März 2020 | Kategorie: Flug & Flüge, International

Die rasante weltweite Verbreitung des Coronavirus bringt die Luftfahrbranche auf der ganzen Welt zunehmend in Bedrängnis. Besonders europäische Fluglinien sind von den rapide wachsenden Infiziertenzahlen in Europa und dem inzwischen verhängten Einreisestopp für Europäer in die USA massiv betroffen.

Lufthansa A380

Damit die Airlines ihre Time Slots nicht verlieren, werden aktuell Geisterflüge durchgeführt. (Symbolbild)

Wirtschaftliche Folgen durch Coronavirus noch nicht absehbar

Branchenexperten gehen davon aus, dass einige Airlines die Krise nicht überstehen werden bzw. nur durch die Inanspruchnahme von Staatshilfen. Die Coronakrise trifft Fluglinien auf der ganzen Welt mit voller Wucht. Nachdem zuerst Flugverbindungen nach China und in andere ostasiatische Länder massenhaft gestrichen wurden, mussten die Airlines in den letzten Tagen ihre Flüge nach Italien, das ebenfalls vom Virus stark betroffenen ist, massiv reduzieren.

Und zu allem Überfluss verhängte US-Präsident Trump vor wenigen Tagen ein Einreiseverbot für nahezu alle europäischen Staaten, was zu enormen Verlusten im Transatlantik-Geschäft führen wird. Die Routen von Europa nach Nordamerika sind für viele Fluggesellschaften das Brot und Buttergeschäft. Pro Woche finden zwischen den beiden Kontinenten rund 3.500 Flüge statt mit gut 800.000 Passagieren an Bord.

Beobachter der Luftfahrtbranche gehen davon aus, dass sich viele Fluglinien in den kommenden Wochen zusätzliches Kapital beschaffen werden müssen, um die wochenlange Durststrecke überdauern zu können. Auch die Lufthansa ist massiv von der Coronakrise betroffen. Nach letzten Meldungen erwägt die deutsche Kranich-Airline, Staatshilfen zu beantragen. Trotz der rigorosen Einschnitte im Flugplan und Kurzarbeit für große Teile des Personals könnte die Lufthansa Liquiditätshilfen benötigen, um die Umsatzeinbußen temporär zu überbrücken.

Auch die vor wenigen Wochen beschlossene Übernahme von Condor durch die polnische Fluglinie LOT gerät durch die Coronakrise zunehmend ins Wanken. Zwar musste Condor bislang noch keine Flüge virusbedingt streichen. Trotzdem bestehen begründete Zweifel, ob die Übernahme angesichts der wochenlangen Flugrestriktionen doch noch über die Bühne geht.

Die Coronakrise macht ebenso den Billigfliegern stark zu schaffen. Ryanair, Europas größte Low-cost Airline, fliegt derzeit nur auf rund drei Viertel ihrer Strecken. Ziele in Italien werden derzeit von Ryanair überhaupt nicht mehr bedient.

Auch die finanziell angeschlagene Billigfluglinie Norwegian leidet massiv unter dem von Präsident Trump verhängten Einreisestopp. Die Airline hat sich einen Namen dafür gemacht, Langstreckenflüge zwischen Europa und den USA zu extrem niedrigen Preisen anzubieten. Mit einem Marktanteil von ca. 20 Prozent sind die USA für Norwegian einer der wichtigsten Auslandsmärkte.

Am allerschlimmsten trifft die Coronakrise jedoch die italienische Alitalia. Bereits vor dem Ausbruch des Coronavirus war Alitalia finanziell angeschlagen und konnte nur durch die Unterstützung des italienischen Staates weitermachen. Nun könnte jedoch das Aus für die italienische Airline kurz bevorstehen. Die italienische Regierung will die Fluggesellschaft nicht länger mit Staatshilfen am Leben halten und ein Käufer für die marode Airline ist derzeit weit und breit nicht in Sicht. Zwar werden die Lufthansa, AirFrance-KLM und Delta Airlines als Übernahmekandidaten gehandelt. Doch ob eine der drei Airlines in Zeiten wie diesen Interesse am Kauf einer gebeulten Fluggesellschaft haben, sei dahingestellt.